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Bekannt anmutende Passagen der Bibel, von Adam und Eva im Paradies,
über Kain und Abel bis hin zur Sintflut werden in den ersten
Kapiteln in verblüffender Form mit dem Mythos von Atlantis
verbunden. Der Leser ist auch beim Fall Luzifers und seiner Engel
unmittelbarer Lauscher der frappierenden Ereignisse.
Alle handelnden Personen mit ihren moralisch bunt schillernden
Charakteren tasten mit unterschiedlichen Motiven unsicher nach dem
rechten Weg der Schöpfung, in dessen Entwicklung die Protagonisten
aktiv eingreifen.
So archaisch der Stoff auch anmuten mag, so modern sind die Themen,
in einer Zeit, in der menschliche Intervention die Natur erneut
herausfordert.
Als weiteres archaisches Element
werden Erlebnisse in der jenseitigen Welt in den Mittelpunkt der
Handlung gerückt. Erfahrungen, die an das tibetanische Totenbuch
oder schamanistische Überlieferungen erinnern, stellen einen
wesentlichen Schwerpunkt des Romans dar, der den Leser fast
zwangsläufig zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Tode und dem
Erleben danach führt.
Dabei wird besonders eine Seele auf ihrem Entwicklungsweg begleitet,
der sie auch immer wieder mit neuen Inkarnationen in die diesseitige
Welt führt.
So werden dem Leser in dichter, stark Dialog basierter Erzählweise,
geschichtliche Episoden nahe gebracht, die ihn sehr spannend in die
verschiedensten Epochen führen.
Vom kulturellen Zentrum des
oströmischen Reiches Konstantinopel, reist der Leser mit dieser
Seele ins vorkolumbianische Mexiko zurzeit von Quezalcoatl, um
schließlich als Konquistador in den nördlichen Anden zu landen und
wird dabei Zeuge des seelischen Ringens der unterschiedlichen
Verkörperungen. Die unterschiedlichen menschlichen Inkarnationen der
Seele werden von Dämonen verwirrt, die in Verfolgung von eigenen
Interessen, die Zielsetzung der Seele durchkreuzen. Der Autor rückt
den Leser schließlich näher ins Zeitgeschehen der Moderne und
schildert in beklemmender Direktheit Schandtaten aus der Nazizeit
und die Seele inkarniert schließlich ins jetzige Zeitalter, in dem
sie auch wieder den Tod findet.
Im Jenseits sucht die Seele jeweils
Rat bei unterschiedlichen Geistwesen, oder es werden ihr ungebeten
Ratschläge von dämonischer Seite aufgedrängt. So leidet der Leser
mit der Seele auf dem Weg zu der Erkenntnis ihrer selbst und der
Titel des Buches „Der Blick in den Spiegel“ wird zum Programm
ähnlichem dem „Erkenne Dich selbst“ des delphischen Orakels.
Auf ihrer Suche erscheint der Seele die Wirklichkeit immer in einem
neuen Licht. Vermeintlich, erkannte Wahrheit stellt sich immer
wieder als Provisorium heraus, das weitere Suche nötig macht. So
bleibt auch die Wahrheit immer im Fluss und wehrt sich gegen jede
Art der Dogmatisierung.
Mit seinem Roman fordert der Autor
zur Überprüfung von Standpunkten auf, nach dem Motto: „Sei sicher,
alles wird ganz anders sein!“ |
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